TGO-Handball-Trainer Frank Herbert blickt auf die vergangene Saison zurück / Ligakrone weiter im Visier
"Haben beste Atmosphäre in der Liga"
15. Mai 2013, 10:25 Uhr
Was war das für ein Jahr – die TGO um Trainer Frank Herbert durchlebte eine spannende Saison mit Höhen und Tiefen sowohl in spielerischer als auch personeller Hinsicht.
Osthofen -Am Endes sprang ein zweiter Tabellenplatz hinter der HSG Rhein-Nahe Bingen heraus. Grund genug, einen Blick zurück in die nunmehr zu Ende gespielte Saison 2012/2013 zu wagen. Mit Frank Herbert hat das TGO-Team einen erfahrenen Mann an der Spitze. Der 47-jährige war selbst 25 Jahre aktiver Handballer beim TSV Viernheim sowie der Eintracht Herrnsheim, musste sich dann vor etwa fünf Jahren aufgrund einer Knieverletzung vom aktiven Sport zurückziehen und wechselte in die Trainerrolle. In dieser Funktion arbeitete er bei der HSG Zotzenheim, kam in der letzten Saison schließlich zur TGO und übernahm dort die erste Mannschaft.
Knappe Finalniederlage
Von seinem bisherigen Verein brachte er nicht nur Julius Liebisch und Patrick Bitsch gleich mit, sondern stülpte dem TGO-Team auch noch ein neues Spielkonzept über. Schnelles Umschalten von Angriff auf Abwehr lautete die Devise – und die Mannschaft machte mit, fand sich im Training sehr schnell mit dem System zurecht. Folge: Ein Saisonauftakt nach Maß. Herberts Truppe siegte gegen Bodenheim, gewann anschließend acht weitere Pflichtspiele in Folge und führte daraufhin die Tabelle an.
Im Dezember stand schließlich das Finale im Rheinhessenpokal gegen den Mit Titelfavoriten HSG Rhein-Nahe Bingen an. Die TGO unterlag zu Hause vor 750 Zuschauern knapp mit 20:22. Doch viel schlimmer als die Niederlage erwies sich die Verletzung von Florian Reichelt, die er sich in dieser Partie zugezogen hatte. Befund: Kreuzbandriss. "Schlimmeres gibt es für einen Handballer nicht", kommentierte daraufhin Herbert. Klar war, dass Reichelt, bis zu diesem Zeitpunkt Top-Torschütze in der Liga, lange Zeit ausfallen würde.
Ein Verlust, den auch die gesamte Mannschaft erst einmal kompensieren musste. Reichelt wurde im März operiert und befindet sich zurzeit im Reha-Training. Zum Saisonstart im September werde er aber noch nicht fit sein, ist sich der Trainer sicher.
Im weiteren Verlauf der Liga fuhr das Team nach einem Unentschieden gegen Nieder-Olm Ende Januar zwei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge gegen die HSG Rhein-Nahe sowie den TV Bodenheim ein und verlor daraufhin auch die Tabellenführung. Der Ausfall Reichelts machte sich also bemerkbar. "Florian ist eben ein Ausnahmespieler und schwer zu ersetzen. Er gehört sicher zu den Besten der Liga", lobte Herbert.
Großes Verletzungspech
In der Rückrunde musste der Teamchef dann zusätzlich auf Christian Kulaszewicz verzichten, der aufgrund von Leistenproblemen der Mannschaft ab Mitte Februar nicht mehr zur Verfügung stand. Auch Benny Kühling fiel berufsbedingt häufig aus, wodurch die komplette Erstbesetzung im Rückraum Mitte aus der Hinrunde neu besetzt werden musste. Diese Chancen nutzten Benedikt Beckerle, Lukas Pfaff und Matthias Zellmer. Sie spielten sich in der Rückrunde in das Team – und das mit Erfolg.
Im zweiten Durchgang verbuchte die TGO nämlich nur eine einzige Niederlage im letzten, aber bedeutungslosen Saisonspiel vergangenen Samstag, erneut gegen die HSG Rhein-Nahe. Letztgenannte seien auch verdient Meister, lobte der TGO-Coach anerkennend. "Sie haben eine konstant gute Leistung gezeigt."
Spannende Derbys
Rückblickend blieben dem Strategen Herbert die Lokalderbys gegen die HSG Worms in guter Erinnerung. Es sei das einzige Derby dieser Art in der Liga, welches immer für Spannung und Brisanz gesorgt habe. "Die Halle hat sowohl im Hin-als auch Rückspiel förmlich gebebt." Im gleichem Atemzug nannte er aber auch die gute Stimmung bei den Heimspielen.
"Die Atmosphäre in unserer Wonnegauhalle ist die attraktivste der Liga und wir haben die meisten Zuschauer", verkündete Herbert. Und auch wenn Trainer nur schwer zufrieden zu stellen sind, könne er gerade aufgrund der vielen personellen Ausfälle mit dem Endergebnis seines Teams ganz gut leben, schmunzelte er.
In der neuen Saison muss Herbert den Weggang von Leistungsträger Julius Liebisch und Marius Stumm verkraften. Liebisch wechselt zum Oberligisten TV Nieder-Olm, Stumm, studientechnisch bedingt, nach Nierstein. Gerne hätten er und die Vereinsverantwortlichen Liebisch gehalten. "Unter dem sportlichen Gesichtspunkt kann ich aber seine Entscheidung verstehen", gestand Herbert.
TGO kein Titelfavorit?
Ob seine Mannschaft dennoch in der Saison Topfavorit auf den Titel sei? Diese Rolle weist Herbert erst einmal von sich. "Unsere Truppe ist im Vergleich zum letzten Jahr durch den Weggang von Liebisch und Stumm geschwächt. Diesen Verlust müssen wir erst einmal auffangen."
Diesbezüglich schaue man sich derzeit auf dem Spielermarkt um. Aus dem eigenen Nachwuchs sei der erst 20-jährige Eric Popple die größte Überraschung gewesen. "Er hat den größten Schritt nach vorne gemacht." Lobende Worte gab es zudem für Torhüter Thorsten Heck, der eine überragende Saison gespielt habe.
Herbert und sein Team genießen aktuell nach elf Monaten Handball am Stück die Pause im Mai. Danach werde weiter trainiert, um in der ab September beginnenden nächsten Saison erneut den Kampf um die Ligakrone anzugehen.
Bericht: Stefan Lubojansky
Veröffentlicht am 16.05.2013 von Carsten Eckelmann