33:27-Heimsieg der Wormser Handballer über die TG Osthofen / Nikolaus-Dörr-Halle: Zu wenig Platz für die zahlreichen Handball-Fans
HSG Worms gewinnt Rheinhessenliga-Derby und erobert Tabellenspitze
13. Januar 2015, 11:40 Uhr
Ein jubelnder und vor Glück die Fäuste ballender Trainer Gerd Zimmermann und eine sich selbst als "Spitzenreiter" und "Derby-Sieger" feiernde Mannschaft auf der einen Seite, und eine Mischung aus Wut und Enttäuschung bei Fans, Trainer und Spielern auf der anderen. Das ist das Resultat eines packenden und umkämpften Rheinhessenliga-Derbys zwischen der HSG Worms und der TG Osthofen. Am Ende des Duells um die Vormachtstellung in der Region und der damit verbundenen Tabellenführung in der Rheinhessenliga waren es die Gastgeber aus Worms, die einen 33:27 (13:15)-Heimsieg über den nun ehemaligen Tabellenführer aus Osthofen bejubelten.
Worms - Bis zum erlösenden Schusspfiff wartete auf die HSG Worms allerdings ein hartes Stück Arbeit. Osthofen agierte wachsam und aggressiv in deren 6:0-Verteidigung, im Angriff suchten die Gäste schnell den Torabschluss. Und weil die Truppe von Trainer Frank Herbert den Gegner damit in den Anfangsminuten überraschte, liefen die Wormser zunächst einem Rückstand hinterher.
Erst in der siebten Spielminute glückte den HSGlern, die wie bereits so oft vor der Winterpause mit den Markert-Brüdern und Fabian Russ im Rückraum aufliefen, der Ausgleich (3:3). Im darauffolgenden Angriff war es dann Markus Metzdorf (2), der die Gastgeber erstmalig in Führung warf.
Eine kleine Genugtuung für den Rückraumspieler, deutete Gerd Zimmermann im Vorfeld der Partie doch noch an, dass er und Jochen Schloß aufgrund der Neuzugänge nicht mehr eine solch tragende Rolle im Wormser Spiel einnehmen würden, wie noch in den Jahren zuvor. Weil die gefürchtete Markert-Achse im ersten Durchgang nicht wie gewohnt funktionierte und Osthofen mit großem Kampf dagegen hielt, setzte sich Worms im ersten Durchgang höchstens auf drei Tore ab (12:9, 24.). Die 6:0-Abwehr der HSGler wackelte dabei ein ums andere Mal gewaltig und offenbarte Lücken.
TGO mit überraschender Halbzeitführung
Die Schwächen in der Abwehr waren es dann auch, die das Halbzeitergebnis binnen weniger Minuten auf den Kopf stellten. Die TGO bestrafte nämlich in den Minuten vor dem Pausenpfiff Wormser Flüchtigkeitsfehler in Angriff und Abwehr, drehte das Spiel durch einen 5:0-Lauf und ging mit einer 13:15-Führung in die Pause. Das Osthofener Publikum war außer sich, die Spieler euphorisiert. In Worms waren dagegen auf und abseits des Feldes alle sichtlich damit beschäftigt, die überraschende Schlussphase zu verarbeiten.
Gerd Zimmermann, im Vergleich zu seinem Trainerkollegen Frank Herbert mit einer vergleichsweise ruhigen und gelassenen Vorstellung an der Seitenlinie, ließ seine Energie dann wohl erst im Kabinentrakt frei. Seine Mannschaft zeigte jedenfalls nach Wiederanpfiff ein anderes Gesicht. Aus einer offensiven 3:2:1-Deckung heraus, mit Top-Torjäger Denis Markert (12) in vorderster Front, engte man die Wirkungskreise von Osthofens Rückraum-Akteuren wie Orintas Klimavicius (6) oder Leo Vuletic (3) gekonnt ein, erzwang so Ballverluste und bestrafte diese durch schnelles Umkehrspiel.
Drei Zeitstrafen für die TGO: "Das war der Knackpunkt"
Darüber hinaus kassierte Osthofen in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit gleich drei Zeitstrafen, sodass die Herbert-Truppe zwischenzeitlich nur noch mit drei Feldspielern auf dem Platz stand. "Das war natürlich der Knackpunkt", konstatierte Osthofens Coach, der mit ansehen musste, wie Worms die Überzahl ausnutze und aus dem Rückstand eine Führung machte (17:16, 33.). Neben Dauerbrenner André Ermisch (6) und Denis Markert war es dann bis zum Abpfiff vor allem Fabian Markert (8), der für Osthofens Abwehr nicht mehr zu halten war. Aus allen Positionen des Rückraums ging einem Gegner vorbei un netzte ein.
"Ich habe ihm schon so oft gesagt, dass ihn aus dem Rückraum keiner halten kann. Schön, dass er es im Derby endlich richtig umgesetzt hat", so das Lob des Bruders Denis. Eines Tabellenführers würdig ließ sich Worms bis zum Schlusspfiff die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und baute die Führung kontinuierlich aus – 33:27 der Endstand.
Osthofens Frank Herbert fand nach dem Spiel nur schwer Worte für das, was kurz nach Wiederanpfiff passiert war. "Wir haben im ganzen Spiel keinen einen Siebenmeter bekommen. Das kann doch nicht sein", monierte Herbert, der im zweiten Durchgang aber auch die Durchschlagskraft seiner Mannschaft vermisste. Sieger-Coach Gerd Zimmermann sagte nach Schlusspfiff: "Wir haben das Spiel in der Abwehr gewonnen. Jeder hat dazu beigetragen, dass wir nun die Tabellenführung übernommen haben, auch wenn das noch lange keine Vorentscheidung ist."
Nikolaus-Dörr-Halle: Zuschauerkapazitäten reichen nicht aus
Bei aller Freude über den Derbysieg müssen sich die Verantwortlichen der HSG Worms im Hinblick auf kommende Duelle gegen die TGO, aber vor allem für den nicht unwahrscheinlichen Fall des Aufstiegs in die Oberliga Rheinland-Saar, mit einem akuten Problem beschäftigen: Das Derby hat gezeigt, dass die Zuschauerkapazitäten in der Nikolaus-Dörr-Halle schnell an ihre Grenzen stoßen. Bereits eine Stunde vor Anpfiff verweigerten die Zuständigen den Handball-Fans den Einlass in die Halle, weil keine Sitz und Stehplätze mehr frei waren. Hunderte Fans mussten deshalb noch während sich die Mannschaften aufwärmten den Heimweg antreten.
Eine Ausweichstätte wäre wohl die Halle im Bildungszentrum. Allerdings herrscht dort striktes Harz-Verbot, was wohl nicht mit dem Spiel der Mannschaft zu vereinbaren wäre. "Dass nicht alle Zuschauer das Spiel sehen konnten, das tut der HSG unglaublich leid. Ins BIZ auszuweichen wäre verständlicherweise nicht machbar gewesen, da die Nikolaus-Dörr-Halle unsere Trainingshalle ist. Bei einem Wechsel ins BIZ wäre einem Auswärtsspiel gleich gekommen. Wir bitten um Entschuldigung und werden uns Gedanken machen, wie wir das in Zukunft regeln", kommentiert der sportliche Leiter der HSG, Hans-Karl Böhnert, die Ereignisse.
HSG Worms:
M. Palzer, P. Stumpf (beide Tor), C. Drees, F. Russ 2, S. Walther, J. Schloß 2, A. Ermisch 6, B. Ströning, C. Bleser, D. Marker 12/4, F. Markert 8, M. Metzdorf 2, C. Augst 1,
TG Osthofen:
S. Montino, T. Heck (beide Tor), A. Eusterholz 3, P. Gasz 2, D. Strack 1, A. Italo, C. Kulaszevicz 5, M. Zellmer 1, L. Vuletic 3, F. Reichelt 3, E. Popple 1, O. Klimavicus 6, M. Pfaff 2
Veröffentlicht am 13.01.2015 von Carsten Eckelmann